Jost Wischnewski

 

Die Welt als Stille und Quarantäne

Fünf Fragmente zu dem Projekt „DENK ANSÄTZE“ von Jost Wischnewski

​

V.

​

Abschließend noch ein Blick auf ein weiteres ausgewähltes Foto aus dem Projekt „DENK ANSÄTZE“, und zwar das Motiv eines Aufgangs zu den Tribünen einer Galopprennbahn. Mit sachlicher Präzision ist das Sujet fotografiert, beinahe als dokumentarisches Foto erscheint die Aufnahme. Gleichzeitig aber erinnert das Bild mit seinen strengen Diagonalen sowie horizontalen und vertikalen Linien durchaus an abstrakte Kunst des frühen 20. Jahrhunderts. Dem geübten „Künstlerauge“ gelingt es also aus einem „schnellen Blickwinkel“ ein ästhetisch schlüssiges fotografisches Ergebnis zu generieren, das einerseits besagten Aufgang „realistisch“ vorstellt, andererseits die Wiedergabe des Sujets quasi unbestimmt in den Raum stellt - auch dieses Sujet wird nicht explizit benannt, es könnte sich sehr wohl auch um einen Aufgang zu einem anderen Stadion handeln -, so dass die Rezeption dieser verwaisten und schon beängstigenden, beinah surreal anmutenden Realität hier angetriggert wird zu eigenen Interpretationen, zu so spekulativen wie durch Erfahrungen der Pandemie geleiteten Denkansätzen eben.

​

Raimar Stange, 2022